Herbsttreffen 2012 in Winnenden

Herbsttreffen in Winnenden am 6. und 7. Oktober 2012

Ein Bericht von Burgi Dieterich

 

Diesmal fand das Herbsttreffen etwa 20 km nordöstlich von Stuttgart statt, in der hübschen Stadt Winnenden.

Der Ort Winnenden entstand vermutlich im 12. Jahrhundert. Gottfried von Schauenburg-Winnenden ist in einer Urkunde von 1181 als Zeuge in einer Urkunde Kaiser Friedrich I. erwähnt, der hier seine Burg hatte. Um 1200 kam die Burg, die um diese Zeit Windin genannt wird, zur Herrschaft Heinrichs von Neuffen. 1277 wurde sie auf Konrad von Weinsberg übertragen. Im Jahr 1212 bekam der Ort durch den späteren Kaiser Friedrich II. die Stadtrechte verliehen, Winnenden ist somit die älteste Stadt im Rems-Murr-Kreis.

Wie so viele andere Städte musste auch Winnenden den Bauernkrieg überstehen, die Pest und den 30-jährigen Krieg. Aber nicht nur damals gab es traurige Zeiten, das Datum 11. März 2009 wird allen Winnendern in Erinnerung bleiben. Plötzlich kannte nicht nur Deutschland mit den umliegenden Ländern diese nette Stadt, sondern die ganze Welt.

Aber nun zu erfreulicheren Dingen:

Am Freitagabend war ein großes Hallo und erfreute Gesichter, denn endlich traf man sich wieder. Die Tische waren so gut besetzt, dass es kuschelig eng wurde und es wurden Neuigkeiten ausgetauscht, gegessen und gelacht. Etwas später kamen zwei Nichtmitglieder, die sofort in die Gruppe integriert wurden und denen es wohl recht gut gefiel, denn am nächsten Morgen unterschrieben sie und zwei weitere den Mitgliedsvertrag.

Nach einer kurzen Nacht trafen wir uns auf einem Parkplatz in der Nähe eines Minigolfplatzes. Wir hatten aber besseres zu tun als mini zu Golfen ;) und fuhren nach ausgiebiger Begrüßung und Technikfachsimpeln in die wunderschöne Stadt Ludwigsburg.

Leider gestaltete sich die Parkplatzsuche trotz großzügigem Angebot an Parkplätzen sehr schwierig. In Ludwigsburg fand nicht nur eine Ausstellung, sondern auch die große Hochzeitsmesse statt  und so war alles von heiratswütigen Paaren mit ihren Gästen belegt.

Aber Negatives hat auf der Gegenseite wieder Positives, denn wir konnten beim Warten auf unsere Führungsperson jede Menge blumengeschmückte Fahrzeuge aller Arten bewundern und natürlich die Hochzeitspaare.

Die Schlosskirche konnte zwar nicht betreten werden (man möchte beim Ja-Sagen ganz gewiss nicht stören), aber unsere kompetente und freundliche (und hübsche) Führerin berichtete uns beim Rundgang durch die Gemächer des Königspaares von der damaligen Zeit, wie das Schloss entstand und dass König Friedrich viele Räume der damaligen Mode entsprechend von barock auf klassizistisch umgestalten ließ. Friedrich war eine imposante Person, 2,11 m groß und 200 Kilo schwer und seine Gattin Charlotte passte in Größe und Gewicht sehr gut zu ihm. Friedrich war machtbewusst und cholerisch, aber auch ein entschlossener Politiker und mit der Annäherung an Frankreich und der Hilfe Kaiser Napoleons gelang es ihm, am 1. Januar 1806 die Königswürde zu erhalten.

Bei einem Treffen soll Friedrich dem Kaiser sehr selbstbewusst entgegen getreten sein. Eine Anekdote berichtet, dass Napoleon zu dem großen und schweren Friedrich aufblickte und sagte: „Ich wusste gar nicht, dass sich die Haut überhaupt so weit ausdehnen kann!“ Darauf entgegnete Friedrich: „Und ich bin erstaunt, dass in einem so kleinen Kopf soviel Gift stecken kann!“

Das Königspaar mit Hofstaat lebte sehr gut in dem von Herzog Eberhard Ludwig errichteten Schloss (übrigens: Eberhard Ludwig gab der Stadt den Namen), täglich verbrauchten sie 2000 Liter Wein! Die Weinbauern waren natürlich sehr erfreut und schenkten dem König zwei riesige goldene Vasen. Wir sahen auch wundervolle Möbel, auf Hochglanz poliert und mit Intarsien geschmückt und den ausladenden Königsstuhl auf einem dreistufigen Podest. So konnte der König sicher sein, dass alle Anwesenden zu ihm aufblicken mussten. Eines der besuchten Zimmer war der dem Versailler Vorbild nachempfundene Spiegelsaal. Goldumrahmte Spiegel wohin man sah, an allen Wänden, Türen und der Decke. Der Raum wurde als Schlafzimmer genutzt. Morgens starrte von allen Seiten und aus unzähligen Spiegeln dem Erwachenden das eigene Gesicht entgegen. Das Zimmer war so herrlich, dass man dort auch vom Bett aus Besuch empfangen konnte und wollte um Pracht und Macht zu demonstrieren.

Ganz so prächtig hatten es die Leibdiener und das niedrige Gesindel nicht. Wir sahen einen Aufenthaltsraum der Kammerzofen und -diener, die übrigens auch von Adel waren. Der Raum war klein, dunkel und kühl, mit einer Holzbank und einem langen Eichentisch versehen. Dort harrten die Bediensteten des Klingelzeichens, um sofort zu Stelle zu sein, wenn König oder Königin dies wünschten.

Noch schlechter ging es denen, die die Öfen heizen mussten. In den wichtigen Räumen waren große Öfen, die aber nur von der anderen Seite aus beheizt werden konnten. Schließlich wollten es die Herrscher zwar warm, aber nicht dreckig und bitte auch keinen Rauchgestank. Man stelle sich vor: in dieses Räumlein würde man heute Staubsauger und Besen stellen und dann wäre es voll. Damals betrat der Heizer das „Kabuff“, machte die Türe zu, damit der Rauch niemanden störte und heizte ein. Der Rauch konnte nicht abziehen und entsprechend oft starben diese Leute an einer Rauchvergiftung (nicht weiter schlimm für die Herrschenden, denn Nachfolger für diesen Job gab es genug).

Nach dieser eineinhalbstündigen und eindrücklichen Führung schwirrte uns der Kopf, die Ohren vibrierten und die Beine taten weh, aber dann entließ uns Führerin Franziska in die Freiheit.

Nun konnten wir bis zum abendlichen Treffen im Gasthaus unternehmen, was wir wollten und so begaben sich einige in die Stadt zum Einkaufen, Kaffee trinken und bummeln, die Anderen besuchten die Kürbisausstellung. Dort gab es die unterschiedlichsten Kürbisse zu sehen, alle Formen, Farben und Größen und man konnte bei Live-Musik auch alle möglichen

Kürbisgerichte von Suppe über Rissotto bis sogar Kürbissekt probieren. Sehr lecker!  Thema der diesjährigen Ausstellung war die Schweiz und so waren das Matterhorn aus Kürbissen erbaut zu sehen, der Rütlischwur, Gämsen und Almhirten und noch so vieles mehr, dass man einige Stunden dort verbringen konnte und es wurde nicht langweilig.

Aber gegen Abend knurrte gewaltig der Magen und wir fuhren auf schnellstem Wege zum Treffpunkt Gasthaus Lamm. Dort gab es dann schwäbische Speisen und bei „zünftiger Musi“ aus dem benachbarten Raum (denn dort war ein bissle Oktoberfest mit lederbehosten und dirndlgeschmückten Gästen), konnten wir uns den leckeren und reichlichen Gerichten widmen. Danach gab es Zeit zum Sprüche klopfen, Erlebtes erzählen, trinken, lachen und einfach schönes Zusammensein bis man das Quartier aufsuchen und sich zur Ruhe begeben musste.

Am nächsten Morgen überraschte uns das Wetter, denn es zeigte seine miese Seite. Es regnete in Strömen und war recht kalt. Regenschirmbewaffnet fand eine kurze Besprechung auf dem Parkplatz statt. Niemand wollte nasse und kalte Füße, niemand eine Erkältung und deshalb strichen wir den Ausflug in die Schillerstadt Marbach und fuhren stattdessen nach Stuttgart, um das Mercedes-Benz-Museum zu besuchen.

"Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Das Pferd aber bleibt immer", sagte sinngemäß der preußische Kaiser vor rund 120 Jahren und sollte mit diesen Worten unsterblich werden. Das Pferd ist der Beginn der Ausstellung im obersten Stock des Museums und mit dem Umstieg vom Pferd auf motorgetriebene Kutschen nimmt die Exposition ihren Anfang. Der Besucher hat die Wahl zwischen zwei gegenläufigen Routen, die sich immer wieder kreuzen.

Auf dem Weg von Oben nach Unten durchwanderten wir alle Stadien von den Anfängen des Automobilbaus bis zu den futuristischen Forschungsszenarien der Entwickler damals und heute. Wieder zurück auf dem Boden der Neuzeit wartete die Ausstellung Faszination Technik mit beeindruckenden Einzelstücken und Ausstellungsfahrzeugen. Vom Reitrad über das Benz’sche Dreiradwägelchen und die Messingära der Vorkriegszeit war hier alles zu sehen, was in der Firmenhistorie von Bedeutung ist. Bei den Nachkriegswagen stachen besonders der 300’er „Adenauer“ und sein legendärer Nachfolger W100, der „600’er“ ins Auge. Auch der 300 SL als Flügeltürer und Roadster  fehlen in dieser Sammlung nicht. Der sehr umfangreiche Bogen spannt sich schließlich über einige Rennwagen aus der DTM über ehemalige Alltagswagen, an die sich im Straßenbild sicher noch alle erinnern können bis in die Jetztzeit.

Man kann nicht nur einige Stunden, man kann Tage in diesem Museum verbringen und hat ganz sicher immer noch nicht alles gesehen, so vielfältig und interessant ist es.

Nun neigte sich auch dieser Tag dem Ende zu. Einige RX7-Freunde mussten nach Hause fahren, die Anderen trafen sich in einem „Besen“(Weingut Escher in Schwaikheim). Ein „Besen“ ist eine Wirtschaft, die ausschließlich zur Weinernte geöffnet hat, in der man zwar nicht viele Gerichte zur Auswahl hat, dafür aber umso leckerer und von der Hausfrau selbst gemacht. Diese Wirtschäftle sind immer voller fröhlicher Menschen, die es sich bei neuem Wein und Zwiebelkuchen oder Schlachtplatte gut gehen lassen. Jetzt konnte man den Tag gemütlich ausklingen lassen und sich schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr freuen.

Herbsttreffen 2012 in Winnenden 06./07.10.2012
Bilder von Hans-Georg Holschuh und Klaus Matheus

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